Jazz gleich Swing?

Was uns als professionelle Musiker immer wieder wundert ist das Missverständnis des Begriffs Jazz.

Zur Erklärung: Jazz oder Jazzmusik ist ein Oberbegriff oder Sammelbegriff. Genauso wie der Begriff „Popmusik“ umfasst oder beinhaltet er diverse Stile des Jazz. Der mittlerweile circa 100 Jahre alte Jazz gehört genauso dazu wie der heutige Avantgarde-Stil des Jazz.

Wenn ich als Musiker den Begriff Jazz fallen lasse, dann denkt die Mehrheit der Kunden an „Freejazz“, obwohl das nun einer der speziellsten Stile des Jazz ist. Die Frage nach dem „Gedudel“ schließt sich an.

Ich werde versuchen einen kleinen Überblick über die Stile des Jazz zu geben, um Missverständnissen vorzubeugen.

Dixieland/NewOrleans – der wohl bekannteste und einer der frühen Stile des Jazz. Geprägt von Kollektivimprovisationen, einer unglaublichen Kommunikation zwischen den Musikern und melodischen Frage und Antwort Spielen in der Melodiegruppe ist dieser Stil klar bläserorientiert. Luois Armstrong ist einer der bekanntesten Vertreter.

Swing – zu den populärsten Stilen des Jazz gehört der Swing. Der Swing ist durch seine Tanzbarkeit berühmt geworden. Er hat in den 30er und 40er  Jahren sozusagen die Welt erobert. Mit ihm verbunden ist die Entstehung der Bigband, wie sie es auch heute noch gibt. Musikalisch ist der Stil geprägt von einer gewissen Leichtigkeit, einer Spielfreude, die sehr melodischen zum Ausdruck kommt. Daher gibt es in dieser Zeit vermehrt den sogenannten Jazzgesang. Heutzutage vermischen sich die Stile und es wird meistens eine neue Form des Swing, beeinflusst durch neuere Jazzstile, zu hören sein. Dazu aber später.

Die bekanntesten Musiker des Swing waren: Glenn Miller, Benny Goodman, Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Django Reinhard, Stephane Grappelli, Benny Carter, Billie Holiday, Cout Basie u.v.a

Bebop – nach dem Swing, der stark durch weiße geprägt war, kam ein neuer revolutionärer Jazzstil auf, der Bebop. Stark durch farbige US-Amerikaner beeinflussed, die zu den Wurzeln des Jazz zurückkehren wollen, ist der Bebop dennoch eine Weiterentwicklung des Swing. Es änderten sich hier vor allem die melodischen Längen und Bögen der Themen. Auch wurde erstmals über lange modale (gleiche Harmonie) Strecken improvisiert. Mit dem Bebop verabschiedete sich der Jazz vorerst von der Populären Musik. Beherrschendes Instrument des Bebop ist sicherlich das Saxophon

Man bezeichnet den Bebop auch als die Geburt des Modern Jazz. Der Jazz als Kunstform und das damit verbundene Selbstverständnis der Musiker als Künstler. Auch wenn heute im modernen Jazz jeder Art der Bebop immer eine Rolle Spielen wird ist er eine Musik, die vor allem Kenner begeistert. Der Bebop ist stark von der kleinen Jazzband (Combo) geprägt.

Die bekanntesten Musiker des Bebop: Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian, Thelonious Monk.

Cool Jazz – der Cool Jazz ist nicht wie sein Name sagt eine „kühle“ Musik. Das „Cool“ bezieht sich hierbei eher um die relaxte Spielart dieses Stils. Der cool Jazz ist gekennzeichnet durch eine stärkere Strukturierung der improvisierten und komponierten Teil des Jazz. Einflüsse aus der europäischen Kunstmusik sind später integriert worden. Man könnte ihn auch als Gegenbewegung zum hektischen Bebop bezeichnen.

West Coast Jazz – ist ein regional charakerisierte Spielart des Cool Jazz (zumindest wird sie so in der Fachliteratur beschrieben)  Komposition und Improvisation gehören zwar zum künstlerischen Grundverständnis der Musiker des WCJ, orientieren sich aber an Leichtigkeit und Singbarkeit der Melodien.

Die bekanntesten Vertreter des Cool Jazz: Miles Davies, GIl Evans, Gerry Mulligan (West Coast Jazz – eine Stielart des Cool Jazz an der Westküste), Chet Baker (WCJ) Paul Desmond, Dave Brubeck, George Shearing.

Hardbop – eine Weiterführung des Bebop. Manche bezeichnen sie auch als afro-amerikansiche Gegenbewegung zum West Coast Jazz. Elemente des Soul und Blues wurden integriert. Härtere Spielweise, technisch bis an die Grenzen des Spielbaren. Prägendes Instrument des Hardbop ist ähnlich wie im Bebop das Saxophon.

Wichtige Vertreter: Art Blakey, Cilfford Brown, Cannonball Adderley, Dexter Gordon

Free Jazz – ist einerseits ein jazzhistorischer Begriff für Freiheit in der Improvisation seit den 1960er Jahren, als auch auch ein Paradigma, welches die Möglichkeit bietet musikalische Formen zu sprengen. Daher ist der Stil nicht klar zu definierenden.

Smooth Jazz – verbindet Elemente aus Popmusik und Jazz miteinander. Der Begriff wurde Ende der 1980er Jahre geprägt.

Wichtige Vertreter: George Benson, Marcus Miller,David Sanborn,

Ich hoffe ich habe Sie mit diesem kleinen Überblick über wichtige Jazzstile nicht zu sehr gelangweilt. Es lag mir am Herzen zu erklären, dass Jazz ein Oberbegriff ist und nicht mit Free Jazz als Stil zu verwechseln ist.